Ok, der Titel ist vielleicht ein kleines bisschen martialisch, aber es stimmt schon irgendwie. Als ich mit dem Fotografieren begann und recht schnell der Wunsch aufkam, Mohnfelder zu fotografieren, musste ich feststellen, dass dies im Hamburger Raum, wo ich ja lebe, so gut wie unmöglich ist. Somit artet die jährliche Suche nach Mohnfeldern tatsächlich ein Stück weit zur „Jagd“ aus.

Da ich nun also festgestellt hatte, dass man bei uns in der Gegend nicht einfach über Mohnfelder stolpert, begann ich im nächsten Frühjahr mit einer intensiven Internetrecherche. Ich suchte nach Bildern mit Mohnfeldern im Norddeutschen Raum aus den letzten Jahren und dabei zeigte sich, dass in es in einigen Gegenden offenbar häufiger Mohnfelder gab, u.a. im Raum Kiel. Ich nahm daher per Mail Kontakt zu einem Biobauern in der Gegend auf, auf dessen Feldern es häufiger mal Mohn gegeben hatte und bat ihn, mir Bescheid zu sagen, sollte dies wieder so sein. Einige Monate später gab er zunächst Entwarnung. Dann hatte ich aber doch noch Glück, bei einem konventionellen Feld in der Nähe seiner Felder hatte sich ein tolles Mohnfeld gebildet. Am nächsten schönen Tag sprang ich daher ins Auto und fuhr zu dem Feld. Als ich mitten drin stand (natürlich nur innerhalb der Treckerspuren) kam dann auch noch der Besitzer, der mal nachfragte, was ich da tat. Als ich mich erklärte und die Art, wie ich mich möglichst rücksichtsvoll im Feld bewege, war er aber zufrieden und ich durfte bleiben 🙂

Field of poppies

Neben typischen Landschaftaufnahmen mit dem Weitwinkel-Objektiv mache ich auch gerne Bilder mit meinem 100mm und offener Blende:

Poppies in golden light II

 

Poppies in golden light I

Im nächsten Jahr hatte ich doppelt Glück. Eine befreundete Fotografin (Britta von LooseArt Photographie) ist noch mohnverrückter als ich und fährt jedes Jahr mehrere 100km auf der Suche nach Mohn. Da wir uns manchmal über besondere Fotospots austauschen, gab sie mir einen Tipp und ich schnappte mir an einem heißen Tag nach der Arbeit mein Auto und fuhr nach Mecklenburg-Vorpommern. Das Gute am Juni ist ja u.a. dass es so lange hell ist und man so nach der Arbeit noch Einiges schaffen kann.

Das Feld war wirklich schön, allerdings war der Blick Richtung Sonnenuntergang nicht ganz so toll. Da dort noch eine Straße war, gab ich mir Mühe, dies möglichst geschickt zu fotografieren.

Sunset over field of poppies

Poppies in sunset light

 

Dann meldete sich auch noch mein Kontakt aus dem Kieler Raum und berichtete, dass sich auf einem seiner Felder Mohn gebildet hatte und so fuhr ich auch dort noch mal hin:

Field of poppies with cornflowers

Nach einem nicht soo beeindruckendem Sonnenuntergang gab es dann doch noch einen recht bunten Himmel:

Colorful sunset over a field of poppies

 

Dieses Jahr war nun etwas ganz besonderes. Irgendwie scheint es im Kreis Storman ein „Problem“ mit den Rapsfeldern gegeben zu haben. Entweder war die Saat mit Mohn kontaminiert und/oder es gab Probleme mit dem Spitzen, jedenfalls gab es somit direkt im Hamburger Speckgürtel verhältnismäßig große Mohnvorkommen. Da ich auf dem Weg zum oder vom Reiten in der Mohnsaison immer kleiner und größere Umwege fahre, um nach Mohn zu suchen, wurde ich recht bald fündig:

Sonnenuntergang über Mohnblumen

Natürlich kein richtiges Mohnfeld und der Raps ging mir auch fast bis zur Brust, was das Fotografieren nicht so leicht machte, aber durchaus fotogen, wie ich finde. Da die Anfahrt hier nicht so weit war, war es auch nicht so schlimm, dass der Sonnenuntergang am ersten Tag ausblieb, und ich nächsten Abend noch mal hin musste.

Den Jackpot gab es dann aber einige Tage später. Britta, die befreundete Fotografin, hatte nicht sehr weit weg von „meinem“ Feld ein noch viel besseres gefunden. Da am nächsten Morgen gutes Wetter angesagt war, stellte ich mir den Wecker also auf 4 Uhr. Beim Blick auf meine Wetterapp und den Satellitenfilm wäre ich dann fast zu Hause geblieben. Direkt über den Standort sollte sich bei Sonnenübergang ein schmales Wolkenband legen. Ich bin dann trotzdem los gefahren und freute mich auf dem Weg dorthin dann schon wie verrückt, weil über den Wiesen wunderbarer Nebel aufstieg. Vor Ort sprang ich regelrecht aus dem Auto, baute Stativ und Kamera auf und dann: Nichts…Kein Akku in der Kamera. Der lag zu Hause auf dem Tisch :-(. Ich hätte heulen können. Mein Zweitakku, den ich dabei hatte, war fast leer. Ich hatte Britta, die befreundete Fotografin, schon am Feld zuvor kurz getroffen und hoffte nun inständig, dass sie noch einen Akku dabei hatte. Und ich hatte Glück, sie hatte einen dabei und so konnte ich den Morgen genießen und wunderbare Fotos machen. Das Wolkenband erwies sich dabei als recht fotogen:

Dramtischer Sonnenaufgang über einem Mohnfeld

Foggy sunrise over a field of poppies

IMG_7480

Britta machte dann auch noch ein schönes Bild von mir, dass die Stimmung vor Ort wunderbar einfängt:

Bild von LooseArt Photographie

Vielen Dank an LooseArt Photography (https://www.facebook.com/LooseArt.Photographie)

 

Noch eine kleine Anmerkung in eigener Sache: Wenn man solche Bilder irgendwo postet, insbesondere bei Facebook, bekommt man meist per Mail aber auch oft als Kommentar von fremden Menschen die Frage, wo sich das Motiv denn befindet. Ich kann die Fragen durchaus nachvollziehen, gebe aber in der Regel den Ort nicht preis. Oft ernte ich damit Unverständnis bis hin zu Ärger und Wut. Ich möchte die Chance mal nutzen, um zu erklären warum nicht. Bei anderen Fotospots bin ich nämlich meist recht freigiebig. Bei den „Mohnspots“ spielen dabei mehrere Faktoren eine Rolle. Manchmal hat es auch damit zu tun, wie viele Stunden ich selbst in der Recherche investiert habe. Meistens geht’s aber eher um etwas anderes. Denn es ist ja so, dass ich mich auf solchen Feldern sehr vorsichtig bewege und versuche, nichts kaputt zu machen. Bei fremden Menschen kann ich mir nicht über deren Verhalten und auch nicht über das Verhalten von denen, denen sie es dann auch noch weitersagen, sicher sein. Gerade, wenn mir der Besitzer sein Feld genannt hat, möchte ich nicht, dass durch mich, übertrieben formuliert, ganze Horden von Fotografen durch das Feld streifen. Oft besteht ja auch der Wunsch seinen Hund oder Pferd in das Feld zu stellen. Manchmal habe ich das Feld nicht selbst aufgetan, sondern von einem Freund oder Freundin genannt bekommen und dann steht es mir meiner Meinung nach nicht zu, dies weiter zu erzählen…

Mir ist klar, dass das Thema kontrovers gesehen wird, aber vielleicht wird meine Zurückhaltung so etwas klarer. Vielleicht hilft ja auch meine Schilderung, wie ich mich auf die Jagd begebe, dem einen oder anderen, selbst ein Mohnfeld zu finden ….